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Portrait Filippo Brunelleschis
aus den »Vitae« des Giorgio Vasari

Zurück blättern!Vor blättern!Die »Ingegni« des Filippo Brunelleschi

Filippo Brunelleschi und seinem Kreis ist der ungeheure bühnentechnische Fortschritt zu verdanken, der die liturgischen Darstellungen des 15. Jahrhunderts in Florenz bereicherte. Zu dieser Zeit wich man von der statischen Konzeption der »luoghi deputati«, d. h. der räumlichen Verteilung der einzelnen Darstellungssituationen in der Kirche, wie sie das mittelalterliche liturgische Drama pflegte, ab und man gelangte zu einer beweglichen Art der Inszenierung, die den vollen Kirchenraum ausschöpfte. Die dazu notwendigen Apparate (sie wurden »Ingegni« genannt) waren das Resultat der »neuen« perspektivischen Erkenntnisse und der technischen Erfahrungen auf den Bauplätzen, die Brunelleschi betreute. Die Entwicklung einer perspektivischen Vision des Raumes, in welchem das liturgische Drama spielt, führte im weiteren zur Verfeinerung der szenischen Erfindungen, von den typischen perspektivischen »Stadtszenen« des 16. Jahrhunderts bis zu den mehrperspektivischen Bühnenbildern der Galli Bibbiena zwei Jahrhunderte später.

Zitat

»Von diesem Himmel, der wahrhaftig einen sehr schönen Anblick bot, liefen zwei dicke Taue herab, welche an dem Gerüst oder Querbau inmitten der Kirche, worauf das Schauspiel vor sich ging, straff eingespannt waren. Daran befanden sich, angeseilt an den Enden eines Verbindungsseiles, das man Brasse nennt, zwei Bronzerollen; und diese trugen je eine Eisenstange, welche senkrecht in eine Platte, worauf zwei am Gürtel festgebundene Engel standen, eingelassen waren. Diese Engel wurden senkrecht gehalten durch ein Gegengewicht aus Blei, das sie unter den Füßen trugen, und durch ein zweites, das auf ihrer Standplatte ruhte und gleichzeitig den Zweck hatte, sie vereint herniederkommen zu lassen. Das Ganze war reichlich mit wohlgeordneter Baumwolle bedeckt, daß es wie eine Wolke erschien, und eine Fülle von Cherubim, Seraphim und anderen Engeln in verschiedenen Farben war darin trefflich verteilt. Indem nun ein dünnes Seil oben im Himmel nachgelassen wurde, kamen die Engel an den stärkeren Tauen herab auf den Querbau, wo die Aufführung von statten ging; hier verkündigten sie Christo, daß er zum Himmel auffahren müsse, oder erfüllten eine andere Aufgabe. Weil nun das Eisen, woran sie mit dem Gürtel gebunden waren, an der Standplatte befestigt war, so drehten sie sich rund um sich herum, wenn sie herangekommen waren und wenn sie im Begriffe standen, zurückzukehren; und sie konnten sich auch verneigen und sich wenden, wohin es nötig war; so drehten sie sich denn dem Himmel zu, wenn sie in die Höhe zurückkehrten und wurden zuletzt in gleicher Weise in die Höhe gezogen, wie sie herabgelassen waren«.

Giorgio Vasari, »Die Lebensbeschreibungen der berühmten Architekten, Bildhauer und Maler«: Cecca, übersetzt von Adolf Gottschewski

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