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Portrait des Kurfürsten Friedrich von Sachsen und Frontispiz »Il vero onore«, Biblioteca Moreniana, Florenz, Misc. 125.12

Zum Karneval 1713 erlebte man im Teatro della Pergola eine Aufführung zu Ehren des Kurfürsten Friedrich von Sachsen, der sich in Florenz aufhielt: »Il vero onore« von Giovan Battista Casotti. Diese Aufführung war von der »Accademia dei Nobili« vorbereitet worden, deren Gründung einst Prinz Ferdinando veranlasst hatte.

Zurück blättern!Vor blättern!Prinz Ferdinando de' Medici (Florenz 1663 - 1713)

Kronprinz Ferdinando de' Medici, Sohn Cosimos III und Maria Louisens von Orléans, Bruder Anna Maria Lodovicas und Gian Gastones, war ein Mann von feiner Kultur und hoher Intelligenz, der die Künste und das prachtvolle Leben liebte. Er befand sich damit in direktem Gegensatz zu seinem Vater Cosimo III, einem eher bigotten und stumpfsinnigen Herrscher. Ferdinando war ein feinsinniger Kunstsammler und Mäzen, selber der Musik und Poesie ergeben. In seiner Villa in Pratolino ließ er ein Theater einrichten, das Opern und Ballette beheimatete. Georg Friedrich Händel, Alessandro und Domenico Scarlatti führten hier ihre Werke auf. Händel komponierte in Florenz die Kantaten »Chlori degl'occhi miei«, »Sarai contento un di« und »O numi eterni«, letztere für Lucrezia d'André, Primadonna am Hof Ferdinandos. Von Alessandro Scarlatti gab man, unter anderen, die dramatische Oper Flavio Cuniberto. Die reiche Korrispondenz zwischen dem Kronprinzen und Scarlatti ist heute eine Fundgrube musikologischer Erkenntnisse. Mit dem jüngeren Bruder des Prinzen, Gian Gastone, einem eher gequälten und scheuen Menschen, dessen Ehe kinderlos blieb, endet die Medicidynastie.

Zitat

»Königliche Hoheit, mein Sohn Domenico begibt sich mit meinem Segen untertänigst zu Füßen Eurer Königlichen Hoheit, zum Zeichen seiner und meiner untertänigsten Treue und Dienerschaft. Ich habe ihn mit Gewalt aus Neapel fortgezogen, denn er hat Talent, nicht aber das Talent, das diese Stadt fordert. Ich schicke ihn nun auch von Rom fort, denn Rom hat kein Dach für die Musik, die sich hier als Bettlerin durchschlagen muss. Dieser Sohn ist ein Adler, dem die Flügel gewachsen sind, der nicht mehr müßig im Nest verweilen und den ich nicht an seinem Flug hindern darf... Nur von seinem Talent begleitet (das sehr fortgeschritten ist, denn er hat die letzten drei Jahre bei mir studiert, die ich auch die Ehre hatte, persönlich Eurer Königlichen Hoheit zu dienen), schickt er sich nun wie ein Vagabund an, sein Glück zu machen und die Möglichkeiten zu treffen, auf die man heutzutage in Rom vergebens wartet.

Ich bestehe darauf, dass er, ehe er auf gut Glück seinen Weg fortsetzt, sich vor Euer Königlichen Hoheit Füßen niederwerfe und untertänigst der höchsten Ratschläge harre und sie befolge, die ihm von seinem und meinem höchsten Herrn, milden Herrscher und Wohltäter zuteil werden mögen. Ehre, Ruhm und Glück sind sein und mein dadurch, dass wir uns Eurer Königlichen Hoheit untertänigste Diener nennen düfen«.

Brief Alessandro Scarlattis an Prinz Ferdinando vom 30. Mai 1705.
(Übersetzung: Michael Stüve)

Weitere Dokumente

Die Verbreitung der Oper
Cristofori, Bartolomeo
Spinett
Hammerklavier